Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Studien der letzten Jahre belegen, dass Männer, besonders in westlichen
Industrienationen, kleinere und weniger intime Freundschaftsnetzwerke als
Frauen haben. In den USA hat sich seit 1990 die Zahl der Männer ohne enge
Freunde verfünffacht.
Männer nennen ihre Partnerin oft als wichtigste emotionale Bezugsperson.
Frauen hingegen stützen sich auf ein breiteres soziales Netzwerk. Der
Verlust einer Partnerschaft trifft Männer daher härter, während Frauen
diesen Verlust besser abfedern können.
Die psychischen Folgen sind gravierend: Männer mit kleinen oder
oberflächlichen Netzwerken haben ein höheres Risiko für Depressionen,
Einsamkeit oder Abhängigkeit. Männer mit engen, unterstützenden
Freundschaften, besonders mit anderen Männern, berichten von besserer
mentaler Gesundheit und weniger emotionaler Abhängigkeit von ihrer
Partnerin.
Forschung zeigt, dass viele Männer ihre Partnerin als einzige
Vertrauensperson sehen. Dies belastet nicht nur die Männer, sondern auch die
Frauen emotional.
Ein neuer Beitrag von Ferrara und Vergara (2024) untersucht dieses Phänomen
unter dem Begriff „Mankeeping“. Es beschreibt die unsichtbare Beziehungs-
und Emotionsarbeit, die Frauen leisten, um soziale Defizite von Männern
auszugleichen: Sie hören zu, erinnern an Geburtstage, fördern Kontakte mit
Freunden und organisieren Freizeitaktivitäten – oft ohne Gegenleistung.
Zentrale Thesen:
• Viele Männer haben weniger enge Freundschaften und weniger Übung
darin, emotionale Nähe ausserhalb romantischer Beziehungen zu suchen.
• Diese Lücke wird häufig durch die emotionale Verfügbarkeit von
Frauen kompensiert – besonders von Partnerinnen, Müttern oder Freundinnen.
• Diese Arbeit ist zeitaufwendig und emotional belastend – kann aber
von Männern unbewusst oder als „selbstverständlich“ wahrgenommen werden.
• Mankeeping ist eine Form unbezahlter Care-Arbeit – und somit ein
strukturelles Element geschlechtsbezogener Ungleichheit.
Relevanz für die psychotherapeutische Praxis:
• Therapeut:innen sollten Mankeeping als möglichen Belastungsfaktor
bei Frauen explorieren – insbesondere bei Symptomen emotionaler Erschöpfung,
Beziehungsunzufriedenheit oder chronischen körperlichen und psychischen
Stresssymptomen.
• Paartherapie kann ein Raum sein, um unsichtbare emotionale Arbeit zu
thematisieren und gerechter zu verteilen.
• Auch in der Arbeit mit männlichen Patienten ist es hilfreich, das
Thema Freundschaft, Verletzlichkeit und emotionale Intimität unter Männern
gezielt zu adressieren – als Ressource und als Entwicklungsschritt.
Fazit: Die Forschung zu „Mankeeping“ zeigt, dass männliche Einsamkeit nicht
nur ein Männerproblem ist – sondern eine gesellschaftliche Schieflage
erzeugt, die Frauen überproportional belastet. Das Konzept lädt dazu ein,
therapeutisch neue Fragen zu stellen und verborgene Dynamiken sichtbar zu
machen.
Siehe auch «New York Times“, 28.7.2025: „Why Women are Weary of the
Emotional Labor of ‚Mankeeping’“:
https://www.nytimes.com/2025/07/28/well/family/mankeeping-definition.html
Liebe Grüsse
Jan Gysi
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